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Kim hat ein sehr spezielles Hobby – sie stalkt gerne andere Menschen. Vor kurzem hat Rose ihre Aufmerksamkeit auf sie gezogen und nun setzt Kim alles daran, möglichst viel über die andere Frau herauszufinden. Als sie feststellt, dass deren Mann Max Psychotherapeut ist, begibt sie sich als Patientin freiwillig in seine Hände. Dabei ist es doch eigentlich Kim, die die Fäden in der Hand halten möchte.
Ein brillantes Schauspiel der Protagonisten nimmt seinen Lauf. Denn so, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es nicht. Einige der Charaktere haben kleinere bzw. größere Flecken auf ihrer weißen Weste, die die Autorin nach und nach sichtbar macht. Dabei wühlt sie immer wieder tief in der Vergangenheit und bringt interessante Hintergründe auf den Tisch, die die aktuellen Geschehnisse plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Denn nicht Kim scheint die gestörteste Seele zu sein, sondern jemand ganz anderes. Jemand, von dem man es vielleicht niemals vermutet hätte. Alles ergibt plötzlich einen Sinn. Die verschiedenen Handlungsstränge, die bisher nur nebeneinander her existierten und sich schließlich sinnvoll verbinden, erscheinen ebenso plausibel wie die Tagebucheinträge, die Natalie Tielcke immer wieder in ihre Geschichte einbaut. Denn bei diesen Einschüben war ich lange Zeit auf dem Holzweg, was den Verfasser betrifft.
Die Charaktere sind für Freunde undurchsichtiger Thriller wirklich gut geschaffen. Die Autorin hat sie mit Netz und doppeltem Boden ausgestattet, psychisch sehr facettenreich und flexibel. So werden die Figuren einfach nicht greifbar, sie winden sich immer wieder aus meinen Gedankengängen heraus, da sie einige Geheimnisse haben. Schicht für Schicht werden diese freigelegt und einige Wenden waren für mich ebenso überraschend wie schockierend.
Ein Kräftemessen beginnt, wer hat wen in der Hand, wer wird den Sieg davontragen? Dass nur einer die immer dramatischeren Ereignisse würde überleben können, wird dem Leser irgendwann klar. Der Showdown und auch der Schluss sind leider im Vergleich zum Rest des eher ausführlich geschilderten Thrillers kurz und knapp gehalten und kamen mir etwas zu abrupt. Dafür wird der Schlusspunkt durch eine pikante Überraschung markiert.
Diese Geschichte psychischer Abgründe und kluger psychologischer Manipulation mutet an einigen Stellen zugegebenermaßen sehr konstruiert und unglaubhaft an. Aber die Erzählwelt der Autorin ist rundum schlüssig und außerdem…. weiß man, wie so manches Monster tickt? Weiß man, welche Bomben in so mancher kranker Seele ticken und welche Auslöser sie zünden?
„Kaltes Verlangen“ hat mir abgesehen vom etwas schnellen Ende durchweg gut gefallen und mir spannende Unterhaltung voller Irrungen, Wirrungen und vielen Überraschungen beschert, und ich halte den Thriller für empfehlenswert.
Inhalt
Sie ist von dir besessen. Sie beobachtet dich und jeden deiner Schritte. Sie will dir nah sein. Immer und überall. Am Tag schleicht sie sich als Patientin in deine Praxis. Nachts sitzt sie vor deinem Fenster und blickt in deine Wohnung. Wartet dort, bis du schlafen gehst. Das ist ihr Geheimnis.
Aber was, wenn dein eigenes Geheimnis viel schlimmer ist?
Ein außergewöhnlicher Thriller, bei dem wenig so ist, wie es scheint und der in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele führt.
„Es gehört einfach zu der Natur des Menschen, sich und die Welt zu zerstören. Ein Zwang, ein Drang, ein Trieb, der vorhanden ist, noch bevor man geboren wird.“
Autorin
Natalie Tielcke wurde 1986 in Aachen geboren. Nach dem Abitur zog es die kreative Frohnatur zum Fernsehen und dort findet man sie noch heute. Sie schreibt Drehbücher und entwickelt TV-Serien. Die Kölnerin ist schon seit ihrer Kindheit davon begeistert, wenn nicht sogar besessen, sich Geschichten auszudenken. Ohne Stift und Papier geht sie nicht aus dem Haus.
Quelle: Bastei Lübbe Verlag
Gekauft😊 überzeugende Rezi…
Dann wünsche ich dir spannende Unterhaltung!!
Danke 😊
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