*+* Yrsa Sigurdardóttir: „DNA“ (Hörbuch) *+*

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Der Prolog hat es in sich: In den 80er Jahren wurden drei Geschwisterkinder aus ihrem gewohnten Leben gerissen und zur Adoption freigegeben. Die Schilderungen waren undurchsichtig und teils bedrückend. Sie gingen mir als Mutter sehr nah, zumal die Kinder wie traumatisiert wirkten. Wohin sie kamen, wie sie sich entwickelten – man erfährt es hier nicht, da der Thriller kurz darauf einen weiten Sprung in die Gegenwart machte.

Dort fragte ich mich immer wieder, ob jemand der nun Erwachsenen wohl eins der adoptierten Kinder sein könnte, oder ob ich gar allen dreien begegnen würde. Diese Gedanken liefen jedoch nur unbewusst und zurückgedrängt ab, denn der gegenwärtige Strang von „DNA“ hat anderes zum Thema als das Schicksal der Adoptierten zu durchleuchten. Es gilt, brutale Mordfälle zu lösen, und zwar schnell, denn der Täter geht so bestialisch und schonungslos vor, dass ihm weitere grenzenlos abgrundtiefe Vergehen zuzutrauen wären.

Zunächst wird eine junge Frau getötet. Ihre kleine Tochter kann sich rechtzeitig verstecken, bekommt aber trotzdem alles mit. Später aus dem Kind brauchbare Informationen herauszubekommen, ist trotz aller Feinfühligkeit fast unmöglich – und zudem eine undankbare und grausame Aufgabe für die Psychologin Freya. Da läuft es mir wirklich kalt den Rücken herunter und ich bin sehr froh, dass es „nur“ eine Geschichte ist. Auch, weil es nicht bei dieser einen Toten bleibt….

Eine ganz andere Stimmung erlebe ich bei dem Amateurfunker, der rätselhafte Zahlenbotschaften zu beiden Opfern erhält. Einerseits lenkt dies etwas vom Grusel der schauerlichen Morde ab, andererseits krampft sich auch hier wieder eine kalte Hand ums Herz, denn was, wenn der Funker weitere Zahlenkombinationen bekommt –  Wird es etwa noch mehr Opfer geben?

Wo soll das alles hinführen? Was steckt dahinter? Und vor allem WER steckt dahinter?
Kommissar Hulder – er stellt auf eigene Faust zusätzliche Nachforschungen an – ermittelt gemeinsam mit der Psychologin Freya, sie sind zwei recht interessante Charaktere. Das wären sie für meinen Geschmack aber auch gewesen, wenn ihnen nicht eine pikante, vordienstliche Begebenheit in ihre protagonistische Biografie geschrieben worden wäre. Denn der Thriller ist schon allein von den üblen Morden und den mysteriösen Funkbotschaften her abwechslungsreich, spannend und interessant aufgebaut.
Die Charaktere bleiben bis zum Schluss hin teils nebulös und undurchsichtig. Der Täter und seine Beweggründe waren so ein Fall für sich – man tappt da ziemlich im Dunkeln. Aber als sich zum Schluss hin dann alles auflöst, begreife ich die Zusammenhänge und dieser gewisse Aha-Effekt stellt sich ein.

„DNA“ ist ein interessanter, spannender, mit brutal-grausamen Foltermorden gewürzter, langsam erzählter Thriller, bei dem mir lediglich die stellenweise sehr ausschweifenden Privatphasen nicht gefielen und meinen Hörfluss stoppten.

Meine Besprechung bezieht sich auf die gekürzte Hörbuchversion. Obwohl ich nicht den kompletten Thriller kenne, habe ich nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Möglicherweise liegt das auch an dem Sprecher Mark Waschke, der einfühlsam und spannungsgeladen zugleich las!

Inhalt
Er schlägt erbarmungslos zu. Wie aus dem Nichts. Zuerst trifft es eine junge Familienmutter nachts in ihrer Wohnung in Reykjavik. Einzige Zeugin ist ihre siebenjährige Tochter, die wider Erwarten den Angriff übersteht. Als wenig später eine zweite Frau unter ähnlich brutalen Vorzeichen ihr Leben verliert, steht die Polizei vor einem Rätsel. Kommissar Huldar, der die Ermittlungen leitet und sich erstmals in einem so wichtigen Fall beweisen muss, hat darüber hinaus ein weiteres Problem. Er ist gezwungen, mit der Psychologin Freyja zusammenzuarbeiten, mit der er vor kurzem nach einer Kneipentour unter falschen Angaben die Nacht verbracht hat. Währenddessen beschließt ein junger Amateurfunker, auf eigene Faust zu ermitteln, nachdem ihn kryptische Botschaften zu den beiden Opfern erreichen. Dass er sich damit selbst in Gefahr bringt, kann er nicht wissen.

Autorin
Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den „besten Kriminalautoren der Welt“ (Times Literary Supplement). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit „Das letzte Ritual“, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir. DNA ist Start einer neuen Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavik.

Sprecher
Mark Waschke, 1972 geboren, studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seit 1997 spielt er an verschiedenen Theatern, u.a. an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Seit 2007 arbeitet Mark Waschke regelmäßig für Film und Fernsehen. Einem breiten Publikum wurde er 2008 durch seine Verkörperung des Thomas Buddenbrook in Heinrich Breloers Verfilmung des Romans „Buddenbrooks“ von Thomas Mann bekannt. Weiterhin spielte er z. B. in dem Film „Schilf“ nach dem Roman von Juli Zeh oder in „Barbara“ von Christian Petzold. Seit 2015 ist er als „Tatort“-Kommissar in Berlin zu sehen. Für seine außerordentlichen Leistungen wurde Waschke u. a. mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.
Quelle: Randomhouse

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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7 Antworten zu *+* Yrsa Sigurdardóttir: „DNA“ (Hörbuch) *+*

  1. schifferw schreibt:

    Danke für diese Rezension des Hörbuchs! Ich habe seinerzeit gelesen:
    https://wolfgangschiffer.wordpress.com/2016/10/18/ein-islaender-mordet-mit-haushaltsgeraet/

  2. Daggi schreibt:

    Mit DNA bin ich auch gerade durch und ich bin total begeistert, was mich gestört hat, waren die immer wiederkehrenden Zahlenfolgen, aber ansonsten TOP

  3. Janna | KeJas-BlogBuch schreibt:

    Na da musste ich von Gabi direkt bei dir vorbeischauen – wie schön das dich dieser Auftakt ebenso begeistern konnte und das obwohl du die gekürzte Fassung hattest. Der Folgeband gefiel mir vom Fall her fast noc besser, ich hoffe du wirst dann ebenfalls deine Thrillerfreude daran haben.

    Hab noch einen feinen Abend!

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