*+* Irve fragt… Bettina Belitz *+*

Liebe Bettina,

ich hatte dich auf der LBM15 zum ersten Mal erlebt, als du deinen damals neu erschienen Jugendroman „Mit uns der Wind“ vorgestellt und auch ein Stück daraus vorgelesen hast. Obwohl mich das Buch sehr angesprochen hat, habe ich es leider noch immer nicht gelesen, was ich ganz sicher noch nachholen werde! Dafür kenne ich inzwischen deine „Panthersommernächte“ und auch den ersten Teil deiner Diamantkriegersaga „Damirs Schwur“. Diese beiden haben mir so gut gefallen, dass ich dir gerne einen Plätzchen auf meiner Interview-Seite anbieten wollte. Ich freue mich sehr, dass du dieses Angebot angenommen hast :-)
(Für alle drei verwendeten Fotos liegt das Copyright bei Anja Wechsler)

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Vielleicht möchtest du dich kurz vorstellen, bevor ich dich mit meinen Fragen löchere!
Ich bin Bettina Belitz und schreibe Bücher mit Herz. Mein neuestes Projekt ist die Diamantkrieger-Saga, von der gerade der zweite Band, „La Lobas Versprechen“, erschienen ist. Der Start ins professionelle Autorendasein gelang mir 2010 mit meiner „Splitterherz“-Trilogie und meiner Jugendbuch-Reihe „Luzie und Leander“.

Wie bist du eigentlich zum Schreiben gekommen? Ist es bei dir wie bei vielen Autoren ganz klassisch, dass du schon immer geschrieben hast und deine Worte immer umfangreicher wurden und irgendwann das erste Buch dabei herauskam, oder hat dich einfach die Muse ganz plötzlich und unerwartet geküsst?
Beides – ich habe schon immer gerne geschrieben, kleine Geschichten und Aufsätze, und habe genauso gerne beim Spielen Abenteuer erfunden, die ich dann gemeinsam mit meinen Geschwistern auf Kassette aufgenommen haben. Aber für meinen ersten Roman hat mich im Alter von 12 Jahren tatsächlich die Muse geküsst, ganz plötzlich und unverhofft und ich wusste: Diese Geschichte wird länger als die anderen und ich muss sie aufschreiben. Das war die Geburtsstunde von „Sturmsommer“, meinem ersten Pferderoman, der 2010 dann auch nach langen Jahren der permanenten Überarbeitung bei Thienemann erschienen ist.

Liest du gerne?
Und wie! Leider schaffe ich vor dem Schlafengehen meistens nur noch wenige Seiten, da mir die Augen zufallen. Aber Lesen ist nach wie vor ein fester Bestandteil meiner Freizeit und ich möchte es nicht missen. Bücher sind etwas Wundervolles!

Erinnerst du dich an Herzensbücher aus deiner Kindheit und Jugend?
Ja, natürlich. Ganz hoch im Kurs standen die Bücher von Astrid Lindgren, Michael Ende und Federica de Cesco, vor allem „Ronja Räubertochter“, „Momo“ und „Reiter in der Nacht“.

Findest du es wichtig, dass Kinder und Jugendliche lesen?
Sagen wir es so – ich freue mich darüber, wenn sie es tun, glaube aber nicht, dass jeder Mensch zum Lesen geboren wurde. Daher hat es in meinen Augen keinen Sinn, Kindern oder Jugendlichen das Lesen aufzudrängen. Manche Kinder finden andere Möglichkeiten der inneren Versenkung, die ihnen besser bekommen als das erzwungene Lesen – und das sollte man als Erwachsener respektieren.

Wo schreibst du am liebsten?
Ganz traditionell in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Ich habe mir dieses Zimmer so eingerichtet, dass ich mich wohl darin fühle und meine Gedanken fliegen können.

Wie und vor allem wie umfangreich hast du für deine Jugendbücher recherchiert?
Das ist von Buch zu Buch ganz unterschiedlich. Nicht jedes Buch braucht eine umfangreiche Recherche. Für die Diamantkrieger-Saga habe ich zum Beispiel in manchen Passagen und Kapiteln gar nichts recherchieren können, sondern musste meine inneren Kanäle maximal öffnen, um zu wissen, wie es weiter geht. Denn das, was ich schrieb, war auf klassische Weise nicht recherchierbar.

Magst du deine Charaktere?
Ich mag nicht alle, aber ich empfinde für alle Figuren – also Helden und Nebenfiguren – etwas. Ich habe sogar Mitgefühl für Tessa aus der Splitterherz-Trilogie entwickeln können und auch Kratos ließ mich nicht kalt. Alle diese Menschen haben ihre Päckchen zu tragen und müssen ihren Weg durchs Leben finden, auch wenn nicht jeder von ihnen dabei besonders glückliche Entscheidungen trifft.

Was inspiriert dich?
Menschen, Klang, Tiere und die Natur – eine faszinierende Kombination.

Bisher kenne ich dich nur aus dem Jugendbuch-Bereich. Hast du auch schon in anderen Genres geschrieben, oder könntest du dir vorstellen, dies zu tun?
Ich hatte auch mal eine Kinderbuchreihe, habe aber dann beschlossen, mich auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu konzentrieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich dabei auf immer bleiben muss. Ich kann mir sehr gut vorstellen, einen Roman für Erwachsene zu schreiben oder einen Abstecher in die Ratgeber-Branche zu machen und nebenbei auf andere, direktere Weise mit Sprache und Klang zu arbeiten, zum Beispiel in Workshops, Seminaren und Vorträgen. Außerdem würde ich gerne mal ein Hörbuch sprechen.

Wie viel Zeit investierst du in deine Bücher?
Das kann ich pauschal gar nicht sagen, weil jede Idee erst einmal geboren werden muss und das dauert unterschiedlich lange, ebenso wie das Lektorat eines Romans. Die reine Schreibzeit fällt aber immer relativ kurz aus, im Durchschnitt sechs bis acht Wochen pro Roman.

bettina-belitz-2Hat sich deine Arbeitsweise geändert, seitdem du mit deiner Splitterherz-Trilogie einen riesigen Überraschungserfolg landen konntest? Es macht doch sicher einen Unterschied, ob man unbekannt ist und „unbeschwert drauflos schreiben“ kann, oder wenn man schon einige begeisterte Leserfans hat, denen man wieder ein ansprechendes Buch an die Hand geben möchte. Ist es eher so, dass dann ein großer Druck auf einem lastet, oder überwiegt einfach nur die Freude, wieder ein neues Buchleben erschaffen zu können?
Das hält sich die Waage. Natürlich ist es etwas anderes, wenn einen noch niemand kennt und somit auch keine Erwartungshaltung bei den Lesern vorhanden ist. Allerdings wäre es ein Fehler, wenn ich mich von dieser Erwartungshaltung zu sehr einschüchtern lassen oder mir davon gar die Freude am Schreiben verderben lassen würde. Die Erwartungen entstehen in den Lesern und haben mehr mit ihnen selbst zu tun als mit mir. Alle diese Erwartungen kann ich sowieso niemals erfüllen – und ich glaube auch nicht, dass dies ein erstrebenswertes Ziel wäre. Ich muss mit meinen Büchern leben können – niemand sonst. Sie müssen also in erster Linie meinen Eigenanspruch erfüllen (der zugegebenermaßen recht hoch ist).

Schreibst du lieber Einzelbände oder Trilogien? Was macht da für dich als Autorin eigentlich den Unterschied aus?
Trilogien erfordern mehr Energie und Durchhaltevermögen. Ich habe jetzt in anderthalb Jahren die drei Diamantkrieger-Bände geschrieben – dafür braucht es einen langen Atem und viel Disziplin. Es gab keine Möglichkeit des Ausruhens. Deshalb finde ich es am günstigsten, wenn sich Reihen und Einzelbände abwechseln. Schön ist an einer Trilogie natürlich die Tatsache, dass ich mehr Zeit mit meinen Helden verbringen kann und die Leser sie besser kennenlernen können als in einem Einzelband.

Für uns Leser hat ja beides Vor- und Nachteile. Bei Einzelbänden bin ich oft traurig, dass die schöne Geschichte zumeist unwiderruflich beendet ist und man die Charaktere lediglich in der eigenen Phantasie wiedertreffen kann. Trilogien sind da viel tröstlicher, denn zumindest zweimal weiß man, dass man wieder in die Geschichte wird eintauchen können…..wenn da nur die langen Wartezeiten zwischen den einzelnen Teilen nicht so lang wären. Es hat schon einen gewissen Reiz, einen umfassenden Roman, der in seinen Einzelteilen um die tausend Seiten herum umfasst, in Etappen zu genießen….allerdings empfinde ich diese Veröffentlichungspausen von oft einem Jahr als viel zu lang, was wohl viele Leser dazu bewegt, alle drei Teile anzusammeln und dann doch in einem Rutsch zu lesen – was wiederum das Mund-zu-Mund-Propaganda bei diesen Neuerscheinungen im Keim zu ersticken droht und dem Verlag, aber vor allem dem Autor/In überhaupt nicht dienlich ist.
Davon, eine lange Geschichte in drei Teile zu hacken, halte ich nichts. Eine Trilogie ist für mich ein Dreiakter und das muss man auch fühlen können. Es wäre zum Beispiel für mich unmöglich gewesen, die Diamantkrieger-Saga in einem Band zu erzählen. Es hätte nicht gepasst. Genauso unmöglich wäre es allerdings für mich, „Vor uns die Nacht“ oder „Mit uns der Wind“ in eine Trilogie zu zerschneiden. Denn es waren ganz klar Einakter. Was die Wartezeit betrifft: Die Bücher müssen ja erst mal geschrieben werden und es ergibt keinen Sinn, sich dabei übermäßig zu hetzen. Aber ich stelle auch fest, dass Geduld und Warten eine Tugend ist, die in unserer schnelllebigen Zeit zu verloren gehen droht – was für Trilogien natürlich nicht günstig ist.

Eine buchige Schwangerschaft – von der Idee bis zur Auslage in den Buchhandlungen – kostet vermutlich ganz schön viel Kraft. Wie kannst du anschließend am besten entspannen und deine Akkus auffüllen?
Bei der täglichen Meditation und indem ich mir immer wieder ganz bewusst kleine Auszeiten gönne – ob bei einem Ausritt, einem Kurzurlaub am Meer, einem Seminar abseits der Buchbranche oder einem Tag zu Hause, an dem ich nichts arbeite und keine anderen Menschen treffe, sondern nur mit mir und für mich bin.

Wie wichtig ist dir die Nähe zu deinen Lesern?
Ich möchte nicht darauf verzichten und deshalb werde ich auch weiterhin auf Facebook und Instagram für meine Leser nahbar und ansprechbar sein.

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Ich bin eine der vielen begeisterten Leser deiner Bücher. Leider finden sich auch immer mal wieder kritische Stimmen. Wie gehst du damit um? Und wie wichtig ist dir dieses Feedback überhaupt?

Nicht jeder kann meine Bücher mögen – dann wären sie ja auch beliebig. Ich weiß, dass über meine Romane oft gesagt wird: Entweder man hasst sie oder man liebt sie; dazwischen gibt es nichts. Also scheinen sie zu polarisieren und mitunter heftige Gefühle auszulösen. Das ist nichts Schlechtes. Denn die Bücher, die in meiner Jugend heftige Gefühle ausgelöst haben – ob angenehme oder unangenehme – , habe ich niemals vergessen. ;-) Ich versuche, bei mir selbst und in meiner Welt zu bleiben, wenn ich mit stark persönlich eingefärbter Kritik konfrontiert werde. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine eigene Meinung und nicht allen gelingt es, sie auszudrücken, ohne den Gegenüber zu verletzen. Das erfordert ein bisschen Übung. Journalisten werden darin ausgebildet, die Distanz zu wahren und sachlich zu bleiben; Blogger haben diese Schulungen nicht. Daher darf man derartige Rezensionen als Autor nicht überbewerten. Letztlich haben wir keinen Einfluss darauf, was andere über uns denken – und das ist auch gut so.

Jetzt habe ich noch eine kleine brainstorminge Aufgabe für dich.
Mein Begriff meets deine spontanen Gedanken dazu – natürlich nur, wenn du magst :-)

Glück – ist nichts Zufälliges, sondern eine Entscheidung.
Kraft – kommt von innen.
Spiritualität – ist der Geist in jedem von uns. Ihn zu entdecken, ist das größte Abenteuer meines Lebens.
Reichtum – definiert jeder Mensch auf andere Weise.
Natur – erdet mich.
Geburt und Tod – gehören zum Leben
Zufall oder Bestimmung? – liegt im Auge des Betrachters. Für mich gibt es keine Zufälle.
Einsamkeit – ist ein wunderbarer Weg, sich selbst zu finden
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – sind das Dreigestirn der Vorstellung einer linearen Zeitachse
Erfolg – bedeutet, Dinge mit Freude zu tun
Social Media – ist nicht immer so sozial, wie es sich anhört, aber eine geniale Möglichkeit, mit den Lesern in Kontakt zu treten
Marketing – hat viele Gesichter, ist für einen Romanerfolg jedoch unentbehrlich
Blogger – sind aus meinem Berufsleben nicht mehr wegzudenken
Lesungen – liebe ich, weil ich dort Menschen begegne
Vorbilder – ändern sich von Zeit zu Zeit
Lebensziele – helfen, den Alltag zu strukturieren, sollten aber nicht vom gegenwärtigen Erleben ablenken
Dein Lebensmotto – Erkenne dich selbst, liebe dich selbst, verleihe dir Ausdruck
Dein Lebenstraum – Da ich seit einer halben Minute überlege, scheine ich momentan keinen zu haben, denn das Hier und Jetzt gefällt mir ausnehmend gut

Ich danke dir sehr für dein Feedback, liebe Bettina, und Ideen für unzählige Bücher, die sowohl dich als auch deine Leser erfüllen:-)

 

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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Eine Antwort zu *+* Irve fragt… Bettina Belitz *+*

  1. nilibine70 schreibt:

    Ich bin bekennender Belitz-Fan und ihre Bücher haben einen Ehrenplatz in meinem Regal! <3

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