*+* Becky Chambers: „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ *+*

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Rosemary möchte nur noch eins: Weit weg von ihrem Heimatplaneten!
Denn was dort vorgefallen ist, lässt sie erschaudern und ängstigt sie sehr. Was genau passiert ist, erfährt der Leser gemeinsam mit der Crew der Wayfarer erst zu einem späteren Zeitpunkt – und ist erstaunt.
Denn die Geschehnisse waren wirklich grausam, bzw. sind es immer noch, und weil Rosemary sich dadurch persönlich beschmutzt fühlte, hat sie die Konsequenzen gezogen, und hatte so lange Angst, dies ihren neuen Kollegen zu offenbaren. Die gehen aber äußerst vernünftig mit der Sachlage um und differenzieren zwischen aktivem und passivem involviert Sein….

Dieses war eine der vielen, vielen Stellen, an denen die Autorin uns Lesern den gesellschaftlichen Spiegel vorhält. Darüber hinaus zeigt sie sehr wohlwollend auf, wie man mit Problemen umgehen kann. Man hat immer die Wahl. Wollen wir unser Ding durchziehen? Mit dem Finger auf andere zeigen, sie niedermachen, zu ihren Ungunsten aus einer Mücke einen Elefanten machen, nur um uns selbst „besser“ darzustellen? Oder sind wir freundlich und achten anderes Leben? Kooperieren wir oder tolerieren wir zumindest? Urteilen objektiv, fair und friedlich – zum Wohle aller?

Es kann doch alles so einfach sein! Diese facettenreich behandelte Erkenntnis hat die Autorin in Form einer wirklich zauberhaften Space-Opera niedergeschrieben, wobei der weltraumspezifische Teil eher niedrig gehalten ist – sieht man einmal von den Kreaturen unterschiedlichster Art ab.

Dieser Science-Fiction-Roman ist zudem sehr angenehm aufgebaut. Gemeinsam mit der neuen Sekretärin des Schiff-Captains mache ich mich auf, die Crew bei ihrem Auftrag zu begleiten. Auf ihrem Weg zum Zielobjekt, einem „kleinen zornigen Planeten“ lernen wir die einzelnen Besatzungsmitglieder einen nach dem anderen immer besser kennen. Das Erzähltempo ist gemächlich, aber dennoch gibt es so viel zu entdecken und die Geschichte wird niemals auch nur ansatzweise langweilig. Die Crew besteht aus einer Vielzahl an Spezies, die also äußerlich sowie innerlich, was kulturelle und andere Aspekte berifft, ganz verschieden sind. Und dennoch kommen sie alle wunderbar miteinander aus, achten sich und ihre Eigenarten. Sie fühlen sich manchmal so stark zueinander hingezogen, dass sie Liebe füreinander empfinden, es kommt aber auch vor, dass sie sich gar nicht ab können – und dennoch tolerieren sie sich und springen für den anderen ein – schließlich sind sie ein Team -, was mich wirklich sehr beeindruckt hat. Es ist eben oft eine Frage des Wollens und nicht des Könnens. Alle sind wichtig, niemand ist mehr wert, oder besser als die anderen. So wie eigentlich auch bei uns, wo das System aber leider an vielen Stellen nicht so reibungslos funktioniert wie an Bord des Raumschiffes.

Diese spektakuläre, bunt gemischte, schräge Mannschaft wird lebendig und trotz aller Kreativität und Phantastik authentisch geschildert und ich fühlte mich sehr wohl bei ihnen an Bord der Wayfarer! Nicht nur die Crew interessierte mich mehr und mehr mit ihren verschiedenen speziezistisch bedingten Merkmalen und Überzeugungen, denen die Autorin großzügig viel, aber gut dosierten Raum gab. Auch das Raumschiff selbst mit seiner Technik, die ebenfalls ganz angemessen behandelt wurde, zog mich mehr und mehr in ihren Bann! Was mich ebenfalls begeistern konnte, war, dass Becky Chambers ein tiefgründiges, interessantes, spannendes und zunehmend fesselndes und emotionales, teils spektakuläres Weltraumabenteuer geschaffen hat, und dabei die Gewalt- und Kriegsszenen auf ein Minimum reduziert hat. Der Roman kommt ohne großartiges Gemetzel und Weltraumschlachten aus und die hat er auch gar nicht nötig!

Die wahren Geschichten und vor allem ihre Erkenntnisse spielen sich ohnehin eher zwischen den Zeilen ab. In diesem Buch-Schatz stecken viele, viele Wahrheiten. Wir werden mit so vielen Situationen konfrontiert, die man, wenn man sie abstrahiert betrachtet, wunderbar auf unseren Erdenball übertragen kann. „Die lange Reise zu einem kleinen zornigen Planeten“ besticht mehr durch ihre großartigen philosophischen, teils kryptischen Einschübe und ihre Vermittlung von Moral und Nächstenliebe oder zumindest -akzeptanz als durch großartige, pompöse Science-Fiction-Szenen und zum Schluss hin wird es gar noch ein wenig politisch – das alles vor der großartigen Hintergrundkulisse des Weltalls!

Ich bin hin und weg, völlig fasziniert und hoffe, bald noch mehr von dieser Autorin lesen zu können!

Inhalt
Becky Chambers hat mit ›Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten‹ eine zutiefst optimistische Space Opera geschrieben, die uns den Glauben an die Science Fiction (im Besonderen) und an die Menschheit (im Allgemeinen) zurückgibt.

Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.

Autorin
Becky Chambers ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers in Kalifornien aufgewachsen. Die Zeit zum Schreiben ihres ersten Romans hat sie sich durch eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Derzeit arbeitet sie an einem zweiten Buch im Wayfarer-Universum.
Quelle: Fischer Tor

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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