Auf einem entlegenen Waldstück an der Sihl wird eine Tote entdeckt.
Kommissar Eschenbach ermittelt. Er ist irritiert von der Leiche, denn sie wurde zwar nach indianischem Ritual verbrannt, aber er findet auch Spuren von Edelweiß am Tatort.
Was hat das nur zu bedeuten? Hat es überhaupt etwas zu bedeuten?
Ich begebe mich gemeinsam mit ihm auf seine Ermittlungen, deren Radius sich erheblich vergrößert. Denn sie führen Eschenbach zu einem weltweit operierenden, hochmodernen Unternehmen der Rohstoffbranche, aber auch in das – der Gegenteil könnte kaum größer sein – in das aus der Zeit gefallene Muotathal.
Wie nur hängen diese drei Orte zusammen? Wer oder was ist das Bindeglied?
Ist der Leichenfund eher der Aufhänger für diesen Krimi und dieser Ort ansonsten eher unbedeutend, wird der Leser sukzessive in das Geschehen der beiden anderen Schauplätze eingeführt, dabei wirft der Autor auch hin und wieder einen Blick zurück in die Vergangenheit. Und dort wird man als Leser auch zu einem späteren Zeitpunkt die Schnittstelle des Ganzen erkennen, während die Polizei noch länger im Dunklen tappt. Der Weg des Verstehens ist jedoch holprig, denn hüben wie drüben geizt der Autor mit Informationen, die einen effektiv voranbringen könnten. Aber mit der stoischen Beharrlichkeit des Kommissars wird Information für Informatiion herangeschafft, überdacht, verknüpft, verworfen, erneut kombiniert – bis die gesamte Komplexizität der Verstrickungen glasklar erscheint.
Reizvoll ist das Spiel mit den Gegensätzen:
Das Wirtschaftsunternehmen, das mit Rohstoffgeschäften die Gewinnmaximierung als oberste Maxime im Auge hat versus einem der abgelegensten Flecken der Schweiz.
Moderne Ellenbogengesellschaft meets Menschlichkeit.
Highspeed-Denken der Globalisierung contra ruhiges Leben in der Natur.
Als ebenso konträr habe ich die Charaktere empfunden. Durch den bröckchenhaften Stil erfasst man die Figuren nach und nach in ihrem Sein, begreift teilweise erst recht spät, wie sie ticken und warum. Dadurch wirkten sie auf mich etwas holprig, unbequem, suspekt und es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen oder mich gar mit ihnen zu identifizieren. Dies führte zu einer gewissen Distanz, die mich nicht richtig in die Geschichte eintauchen ließ.
Sehr gut gefallen hat mir hingegen, wie das schweizerische Flair eingefangen wird, auch die Mentalität der Eidgenossen ist gut getroffen, aber auch die großartigen Schilderungen der Naturgegebenheiten des Muotathals und das Wesen der dort lebenden Wetterschmöcker.
Der Spannungsbogen war recht niedrig angesetzt – es wirkten mehr die Rückblicke in die Vergangenheit, die das erklärende und hintergründige Fundament des Falles bildeten und ebenfalls die Stippvisiten bei dem Wirtschaftsunternehmen, durch das der Krimi einen sehr aktuellen Bezug aufweist. Je intensiver in der Vergangenheit gegraben wird, je mehr man einige der Protagonisten kennenlernt, umso deutlicher werden die Zusammenhänge und die Aufklärung des Verbrechens liegt schließlich auf der Hand.
Wenngleich mir der Krimi stellenweise sehr konstruiert, weit hergeholt und letzten Endes recht vorhersehbar wirkte, er ist klug geplottet sowie schlüssig und lückenlos aufgeklärt.
Inhalt
Auf einem entlegenen Waldstück wird eine Tote entdeckt. Der Leichnam von Clara Thüring wurde verbrannt, nach indianischem Ritual. Spuren von Edelweiß werden gefunden. Kommissar Eschenbach steht vor einem Rätsel. Die Spur der toten Topmanagerin aus Zürich führt nach Muotathal, an eines der abgeschiedensten Fleckchen der Schweiz. Die in der zerklüfteten Landschaft lebenden Wetterschmöcker und ihre Familien schweigen jedoch. Es sind kantige Männer, geradlinig, unbestechlich. Sie können die Natur lesen, kennen ihre Gefahren, ihre Reichtümer. Das Unternehmen, für das Clara Thüring arbeitete, handelt mit Rohstoffen. Und dort, in den Glaspalästen der Macht, stößt Eschenbach auf eine Intrige, die bald auch schon sein eigenes Leben in Gefahr bringt …
Autor
Michael Theurillat, geboren 1961 in Basel, studierte Wirtschaftswissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichte und arbeitete jahrelang erfolgreich im Bankgeschäft. Die Romane mit Kommissar Eschenbach sind eine der beliebtesten Krimiserien der Schweiz. 2012 wurde Rütlischwur mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Michael Theurillat lebt mit seiner Familie in der Nähe von Zürich.
Quelle: Ullstein Buchverlage
Hallo Heike,
klingt an sich interessant aber es reizt mich einfach nicht genug um auf die Wunschliste zu kommen.
Ich finde es immer etwas schade wenn es schwer ist, sich in die Charaktere mit hineinzuversetzen.
Sie machen eine Geschichte einfach lebendiger …
Liebe Grüße
Ela
Liebe Ela,
man muss halt mit dem Stil klarkommen, und wie er auch die Charaktere rüberbringt. Ich bin nicht so warm damit geworden, andere Besprechungen klingen sehr begeistert ;-)
Liebe Grüße, Heike