*+* Nora Luttmer: „Totenkranz“ *+*

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Totenkranz
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Bei einer Landenteignung wegen eines größeren Bauvorhabens kommt es zu einem gravierenden Zwischenfall.
Als ein Bauer gezwungen wird, sein Land für einen lächerlich geringen Betrag abzugeben, setzt er sich zur Wehr. Leider zieht er den Kürzeren und wird gemeinsam mit seinem Sohn einem Gefängnis übergeben.

Ganz schlimmes Entsetzen beim Lesen riefen bei mir die Schilderungen der dortigen Zustände hervor.
Ebenfalls die Korruptheit, die dort so wie fast überall anders auch im Land herrscht. Zusätzlich die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, das Messen mit zweierlei Maß, die Unverfrorenheit, mit denen sich die Reichen an den Armen bedienen und so das Elend weiter forcieren. „Totenkranz“ war für mich gleichbedeutend mit unbequemem Lesen, einer Augen öffnenden Geschichte, die auf vielen wahren zugrunde liegenden Begebenheiten beruht, und einem guten Maß an Gesellschaftskritik.

Neben all diesen Verbrechen werden Lys Ermittlungen fast schon auf die Plätze verwiesen.
An solchen himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die ja leider nicht erdacht sind, hat schließlich der eine oder andere Leser etwas intensiver zu knacken. Aber auch die Mordfälle, die der unkonventionelle, aufrechte und eigentlich suspendierte Kommissar Ly aufzulösen hat, bergen viele Ungereimtheiten und ziehen aufwendige, gewitzte Ermittlungen nach sich. Aber was soll Ly tun? Wir schreiben die Thet-Woche und das Land liegt in einem kollektiven Tiefschlaf. Man verbringt die Zeit des Jahreswechsels im heimischen Kreis mit der Familie.

Eine ideale Zeit, um Verbrechen zu begehen. Alles ist geschlossen, so gut wie jeder ist unterwegs und ohne Zeugen weiß Ly kaum, wo er seine Angriffspunkte für die Nachforschungen ansetzen soll. So kommen die Ermittlungen nur sehr langsam in Gang, was aber gar nicht schlimm ist. Denn die Schilderungen des Landes, seiner Traditionen und Bräuche sein ganz eigentümliches Flair und die beeindruckende Exotik Vietnams sowie die massive Diskrepanz zwischen Armut und Fortschritt lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Auch die leider viel zu zahlreichen Eindrücke der dunklen Seite des Landes ließen mich das Buch nicht aus der Hand legen.

Zudem lernen wir Ly nicht nur als einen der wenigen nicht korrupten Männer im Dienst des Landes kennen, sondern auch als Privatmann.
Ebenso in diesem Bereich mag man staunen, wie anders als bei uns es in dem aufstrebenden Schwellenland zugeht. Die beengten Lebensverhältnisse – in jeder Hinsicht – waren sehr interessant zu erfahren. Zudem helfen sie, die Mentalität der Menschen, vor allem des einfachen Volkes, ein Stück weit nachzuvollziehen.

Die Charaktere sind authentisch, wenn auch manchmal etwas klischeehaft ausgearbeitet.
Aber da alles stimmig umgesetzt ist, passen hier jeder und alles genau so, wie es ist, perfekt zusammen und herausgekommen ist eine ganz runde Sache!

Der Thriller lebt aber nicht nur von den interessanten und häufig bedrückenden Beschreibungen des Landes und seiner bunten Mischung an Protagonisten.
Auch die Mordfälle mausern sich spektakulär und als ich gemeinsam mit Ly die Zusammenhänge begriff, war ich wirklich begeistert. Hier läuft nichts nebeneinander, alles greift ineinander über und bedingt sich gegenseitig!

„Totenkranz“ ist der dritte Teil aus der Reihe und trotzdem auch für Quereinsteiger – so wie mich – problemlos zu verstehen…..Und der Thriller macht mir Lust auf mehr Fälle von Ly!

Inhalt
Hanoi, Ende Januar. Zehn Wochen war Kommissar Ly suspendiert. Dann holt ihn sein Chef, Parteikommissar Hung, in der Neujahrsnacht zurück in den Dienst. Während die Stadt feiert, wird eine alte Frau tot auf einer Baustelle aufgefunden. Nur wenige Stunden später stirbt ein chinesischer Immobilieninvestor an Rattengift. Was zuerst nach Unfällen aussieht, erweist sich bald als Beginn einer Mordserie. Ly stößt auf eine Gemeinsamkeit aller Fälle: In den Wohnungen der Toten liegen Weidenkränze.

Autorin
Nora Luttmer, Jahrgang 1973, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Paris und Hanoi studiert. Seit Mitte der neunziger Jahre besucht sie immer wieder Hanoi und spricht unter anderem Vietnamesisch. Als Aufbau Taschenbuch erschienen von ihr bisher zwei Romane um den Ermittler Ly: „Schwarze Schiffe“ und „Der letzte Tiger“.

Quelle: Aufbau Verlag

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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