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Liebe Lesefreunde,
kennt ihr das auch? Ihr beginnt einen Thriller, und der beginnt so richtig schön vielversprechend. Ihr lernt die Geheimnis umwobene Ermittlerin kennen, die gleichzeitig auch die Hauptprotagonistin ist. Kurz darauf geht es mit einem äußerst spektakulär erscheinenden Fall weiter, eure Hirnwindungen laufen auf Hochtouren. Insgeheim ermittelt ihr mit, verfolgt die Arbeit der Polizisten und es könnte thrilleriger nicht sein…..wenn nicht, ja wenn nicht immer stärkere Privateinschübe vom eigentlichen Fall ablenken würden.
Die Beziehungen der Ermittler untereinander – im Guten wie im Bösen – nahmen im Verlauf des Buches immer größeren Raum ein, aber nicht nur das nahm mir beim Lesen sehr die Spannung. Auch bremsten die extrem ausschweifenden Hintergrundinformationen, die zur Lösung des Falles führten, meine anfangs große Euphorie sehr aus. Zumal die Motive, die zu den Taten führten, mehr als weit hergeholt erschienen. Natürlich handelt es sich hier nicht um die Realität sondern um eine fiktive Geschichte. Dennoch möchte ich auf die sehr starke, realitätsfern anmutende Konstruktion in fast jedem Bereich hinweisen, da diese Art von Kreativität nicht jedermanns Geschmack ist.
Leider verlieren die beiden Autoren, die hinter dem Pseudonym Ule Hansen stecken, häufiger mal den roten Faden, verzetteln sich in Nebensächlichkeiten. Zum Schluss war mir nicht ganz klar, welche Hauptintention der Thriller haben soll. Hatte die Vergangenheitsbewältigung der Ermittlerin oberste Priorität, oder ging es doch eher um die Einblicke in die Ermittlungsarbeit? Standen die schaurigen Taten nebst der gruseligen Präparierung der Leichen ganz oben, oder war es Ule Hansen am wichtigsten, Gesellschaftskritik anhand der verwendeten Motive zu üben? Für mich persönlich haben die Autoren ein bisschen zu viel in ihren Thriller gepackt. Wer es vielschichtig und facettenreich sowie themenspringend und ausschweifend mag, dem wird „Neuntöter“ wohl besser gefallen als mir.
Da allem sehr viel Raum gegeben wurde, konnte ich mir ein recht detailliertes Bild der Charaktere machen. Dennoch gelang es mir nicht, Sympathien zu ihnen aufzubauen, oder mitzufiebern. Vielleicht lag es daran, dass auch die Protagonisten recht unrealistisch wirkten und teilweise ebenso handelten. Sie blieben mir das ganze Buch über fremd.
Der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Es werden häufig Bandwurm- Sätze mit vielen Aufzählungen verwendet, was das Lesen schon hin und wieder mal holprig werden lässt. Ansonsten kommt man recht flüssig durch den Text. Die Sprache ist an einigen Stellen recht primitiv, was ich persönlich nicht sehr schätze, aber das ist ja Geschmackssache.
Gut gelungen ist die Darstellung der Ermittlungsarbeit. Diese unermüdliche Kleinarbeit, die leider nicht immer zum Ziel führt. Das nötige Fingerspitzengefühl und richtige Händchen, was man braucht, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Der Druck, der von Presse und Gesellschaft auf der Polizei lastet. Vor allem mochte ich die Theorien zum Profiling. Sehr schade, dass Ule Hansen nicht diese Aspekte mehr in den Fokus gerückt und ihnen mehr Tiefe gegeben hat. Das hätte dem Thriller sehr gut gestanden.
Inhalt
Berlin, Potsdamer Platz. Beim Klettern auf einem Baugerüst macht ein Junge eine grausame Entdeckung: Drei Leichen, einbandagiert in Panzertape, hängen in schwindelerregender Höhe an den Gerüststangen. Sie sehen aus wie Mumien und scheinen in dieselbe Richtung zu blicken, als würden sie auf etwas warten. Als die menschenscheue Fallanalystin Emma Carow auf den Fall angesetzt wird, ist ihr schnell klar, dass er für ihre Karriere entscheidend ist. Doch je fester sie sich verbeißt, desto mehr droht ein altes Trauma sie in den Abgrund zu ziehen.
Autoren
Ule Hansen ist das Pseudonym eines Berliner Autorenduos. Astrid Ule ist zudem Lektorin, Eric T. Hansen freier Journalist. Gemeinsam haben Sie bereits mehrere Dreh- und Sachbücher verfasst. Sie teilen eine Leidenschaft für nächtliche Gespräche bei gutem Whisky, exzentrische Halloweenpartys und ziellose Streifzüge durch die vergessenen Ecken der Stadt. NEUNTÖTER ist ihr erster Thriller.
Quelle: Randomhouse
Ich bin jetzt schon mehrfach über diesen Thriller gestolpert und war hin-und hergerissen, ob ich ihm vielelicht doch eine Chance gebe.
Da mich aber bei Thrillern ausgerechnet diese „Bezihungskisten“ meist so nerven, nehme ich wohl doch eher Abstand davon.
Danke für Deinen ehrlichen Eindruck :)
LG Ela
Hallo Ela, wenn es nur so eine Beziehungskiste wäre…manchmal sind sie ja ganz erhellend, aber hier war so viel, was von der Spannung ablenkte ;-)
Habe das Buch leider schon wegversprochen, sonst hätte ich es dir zum Testlesen geschickt…
LG Heike
Nee, das wäre zwar sehr lieb gewesen aber ich hätte es auch gar nicht lesen wollen :)
Bei Thrillern wähle ich meist erst das Hörbuch :)
aber wie gesagt, das scheidet schon direkt aus nach Deiner Rezi. „Beziehungskisten“ war von mir verallgemeinert ;)