*+* Christopher Morley: „Eine Buchhandlung auf Reisen“ *+*

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Eine Buchhandlung auf Reisen
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Liebe Lesefreunde,

kennt ihr „Das Haus der vergessenen Bücher“ desselben Autors? Wenn nicht, solltet ihr es – ebenso wie diesen zauberhaften Roman – unbedingt lesen. Wenn ihr es bereits gelesen habt und es möglicherweise ebenso schätzt wie ich, könnt ihr euch freuen, in die Vorgeschichte des eigenbrötlerischen Buchhändlers Roger Mifflin und seiner Frau Helen eingeweiht zu werden.

Bevor Mr. Mifflin sesshaft wurde, war er in seinem Parnassus – einer luxuriösen Kutsche – ein Büchervagabund, der seinesgleichen suchte. Er hatte diese ganz spezielle Art, der einfach niemand widerstehen konnte und so brachte er auf seinen Reiserouten Lesestoff an jedermann und jederfrau. Er war fast schon ein Wanderprediger im Dienste der Literatur und ich liebte es, seinen „Verkaufsgesprächen“ zu lauschen. Mifflin hatte ein Gespür für die Menschen, ahnte, was ein jeder von ihnen brauchte und welches Buch ihnen allen Seelenheil zu bringen vermochte.

Literaturbegeistert wie er war, wollte er auch selbst gerne unter die Autoren gehen, jedoch war das Leben auf der Straße dabei hinderlich. Kurzerhand beschloss er, seinen geliebten Parnassus in gute Hände abzugeben. Er landete zwar nicht bei seiner Wunschperson – das Schicksal schien das Gefährt für Helen McGill vorgesehen zu haben. Die Dinge nahmen ihren Lauf und ich verrate nun kein Geheimnis, wenn ich sage, dass dieses Kleinod an Buch mit einem Herzenspaar endet.

Es hat so viel Spaß gemacht, die von Helen verfasste Erzählung zu lesen. Mit ihr das Leben auf dem Bauernhof kennenzulernen, den sie bis zu ihrem „Berufswechsel“ (gem)einsam mit ihrem Bruder Andrew – selbst ein bekannter Autor – bewirtschaftet hatte. Einblick zu nehmen in dieses harte, entbehrungsreiche Leben, um zumindest vorübergehend diesem Leben nebst ihrem Bruder eine lange Nase zu drehen und einen herrlichen, literarisch gefärbsten Abenteuerurlaub zu verbringen.

Der Erzählstil ist forsch, aber liebenswert, und ich konnte nicht anders, ich musste Helen ganz schnell in mein Herz schließen. Denn der Roman strahlt so viel Wärme und Rückgrat aus und bescherte mir großartige Lesestunden.
Es war herrlich, neben dieser reizenden Dame auf dem Kutschbock zu sitzen, begleitet von einem treuen Vierbeiner und häufig auch vom sehr sympathischen Roger Mifflin – der ursprünglich ja ganz andere Pläne hatte….
Aber wie wir alle wissen, werden diese allzu gerne vom Leben durchkreuzt. Hier hatte sich zudem noch Amor mit seinem Pfeil eingemischt!

Die Gespräche der beiden, die „Verkaufsveranstaltungen“ der Buchhandlung auf Reisen, die Landschaftsbeschreibungen und als I-Tüpfelchen noch ganz grandiose, außergewöhnliche Charaktere erzeugten eine wunderschöne Lesestimmung, die auch diesem Buch aus der Feder von Christopher Morley das Prädikat „Sehr wertvoll“ bescherte.
„Eine Buchhandlung auf Reisen“ lässt sich ohne weiteres ohne die Vorkenntnisse aus „Das Haus der vergessenen Bücher“ lesen, da es eine eigenständige Geschichte ist und sich zudem zeitlich vor dem hier vorgestellten Roman abspielt.

Ebenso grandios wie Mifflin seine Bücher unter das einfache Volk bringt, schreibt Morley diesen Roman und man hat den Eindruck, dass er einen Teil seiner Selbst mit hineinschreibt – solche Leidenschaft ist beim Lesen spürbar! Denn wir erleben nicht nur eine liebenswerte, zarte Liebesgeschichte – wir werden auch mit mit einem reichen Schatz an Zitaten versorgt. Das literarische Feuer in Morley und Mifflin brannte phasenweise lichterloh – großartig, ganz großartig!

Auch mit dem Parnassus – und ebenso begeistert – unterwegs waren

Julia von den Zimtträumerien (Rezension)
Anja von Zwiebelchens Plauderecke (Rezension) und
Arndt von AstroLibrium (Rezension)

Inhalt
Die Vorgeschichte zum Leserliebling „Das Haus der vergessenen Bücher“: Bevor Büchernarr Roger Mifflin sich dem stationären Buchhandel in Brooklyn zuwendet, ist er als fahrender Buchhändler mit seinem Planwagen in New England unterwegs. Dort trifft er auf die resolute Helen McGill, die gemeinsam mit ihrem Bruder eine Farm bewirtschaftet. Kurz entschlossen kauft sie Mifflin, der das Vagabundendasein gründlich satt hat, den Bücherwagen samt Pferd und Hund ab und entdeckt die wunderbare Welt der Literatur und die Liebe.

Zum Buch
„Eine Buchhandlung auf Reisen“ von Christopher Morley ist im August 2015 unter der ISBN-Nr. 978-3-455-60023-0 im Atlantik Verlag erschienen. Der Roman wurde von Felix Horst ins Deutsche übersetzt. Das Buch umfasst 192 Seiten und ist ebenfals als eBook erhältich.

Autor
Christopher Morley (1890–1957), Amerikaner mit englischem Humor und englischen Wurzeln, war Mitbegründer der Saturday Review of Literature, die er von 1924 bis 1940 leitete, und schrieb für die New York Evening Post. Er ist Autor von mehr als 50 teils belletristischen, teils Sachbüchern und zahlreichen Essays.
Quelle: Hoffman und Campe

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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