*+* S.K. Tremayne: „Eisige Schwestern“ *+*

..Eisige Schwestern

Liebe Lesefreunde,

könnt ihr euch das vorstellen? Ihr habt süße Zwillingstöchter – eineiig – und sie unterscheiden äußerlich in rein gar nichts. Kein einzelnes Muttermal, keine Sprenkel in den Augen, nicht die kleinste Andersartigkeit. Nur im Verhalten gibt es gewisse Merkmale, die eine Unterscheidung der Mädchen möglich machen. Natürlich helft ihr euch mit einem Trick, damit euch die Mädels nicht austricksen können: Ihr kleidet sie unterschiedlich.

Nun stellt euch vor, dass eines der Mädchen verunglückt, als es bei einem Besuch bei den Großeltern vom Balkon stürzt. Dummerweise waren die Zwillinge auf eigenen Wunsch ausgerechnet heute exakt gleich angezogen.
Welches Mädchen hatte den Unfall? Ihr könnt es nicht erkennen und müsst euch darauf verlassen, was der überlebende Zwilling sagt…..
Keine schöne Vorstellung, oder?

Angus und Sarah Moorcroft wären froh, wenn sie sich dieses Szenario nur vorstellen müssten. Ihnen ist genau dieser Fall zugestoßen. Langsam scheint sich die Familie wieder aufzurichten. Um aber einen Schlussstrich unter das Unglück ziehen zu können, beschließt das Ehepaar, mit ihrem verwaisten Zwilling alle Zelte in London abzubrechen und auf eine einsame Insel der schottischen Hybriden zu ziehen. Ein Gedanke, den ich durchaus nachvollziehen konnte.

Leider durchzieht der unglückliche Todesfall dennoch weiterhin das Leben der Familie. Mitten in die Vorbereitungen hinein verkündet das überlebende Mädchen, sie sei doch „die andere“ und man möge sie doch bitte beim richtigen Namen nennen.
Wieder ist den Eltern der Boden unter den Füßen weggezogen und der emotionale Spießrutenlauf begann erneut.

Ich fand es sehr interessant zu lesen, was der Tod des Zwillings mit dem verwaisten Geschwisterkind anstellt. Das arme Mädel tat mir so leid und ich hatte große Angst um die Kleine, fürchtete sie könne völlig verrückt werden. Nie konnte ich mir sicher sein, dass sie das, was sie äußerte, aus ihrer Sicht oder der der toten Schwester heraus sagte und ob die zunehmenden Behauptungen, die sie zu verschiedenen Themen hervorbrachte, überhaupt wahr sein konnten.

Aber nicht nur das Mädchen gab mir Rätsel auf, auch über ihre Mutter, Sarah, wunderte ich mich von Anfang an. Ich konnte ihr Verhalten und teilweise auch ihre Ansichten oft nicht teilen. Ich hatte das Gefühl, dass diese Frau nur einen Teil iher selbst offenbarte und sich nicht wirklich an ihr Innerstes herantraute, was nach dem erlittenen Schicksalsschlag natürlich nicht verwunderlich war.
Auch Angus, ihr Mann, verhielt sich phasenweise sehr unverständlich. Ich erkannte lange den Grund dafür nicht. Der Autor warf mir gemeinerweise immer nur kleine Bröckchen hin, die mir lange nicht zum Verständnis dienten.

Zum Schluss klärte sich dann alles logisch auf und ich verstand meine Abneigung gegenüber Sarah ebenso wie Angus´ Verhalten an vielen Stellen.

Sehr begeistert hat mich die Schilderung der Insel in ihrer Verlassenheit und Verwahrlosung, der Natur und des Klimas. Beeindruckend geschildert war auch die häufige Abgeschnittenheit vom Festland bzw. anderer, größerer Inseln und das Toben der Naturgewalten, was ein sehr lebhaftes Inselfeeling in mir heraufbeschwor. Ich hörte, wie der Wind pfiff, sah dem Schauspiel von Ebbe und Flut zu und konnte mir die Strandspiele des Mädchens gut ausmalen.

Durch das Buch bin ich im hohen Lesetempo geflogen. Der Stil ist flüssig und leicht. Dem Autor gelingt es, tolle Einblicke in die arme Seele eines verwaisten Zwillings zu geben, jedoch würde ich „Eisige Schwestern“ nicht als Psychothriller, eher als Spannungsroman bezeichnen. Es werden zwar weitreichende Einblicke in die Psyche des überlebenden Mädchens gegeben, aber das Buch löste in mir weder Ängste noch Panik aus. Auch den Thrill vermisste ich zugegebenermaßen. Die Geschichte war zweifellos spannend, aber für mein Lese-Empfinden eher nach Krimi-Maßstäben. 

Inhalt:
Ein Jahr nachdem die sechsjährige Lydia durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, sind ihre Eltern Sarah und Angus psychisch am Ende. Um neu anzufangen, ziehen sie zusammen mit Lydias Zwillingsschwester Kirstie auf eine atemberaubend schöne Privatinsel der schottischen Hebriden. Doch auch hier finden sie keine Ruhe. Kirstie behauptet steif und fest, sie sei in Wirklichkeit Lydia, die Eltern hätten den falschen Zwilling beerdigt.
Bald hüllen Winternebel die Insel ein, Angus ist beruflich oft abwesend, und bei Sarah schleicht sich das unheimliche Gefühl ein, etwas stimme nicht. Zunehmend fragt sie sich, welches ihrer Mädchen lebt. Als ein heftiger Sturm aufzieht, sind Sarah und Kirstie komplett isoliert und den Geistern der Vergangenheit ausgeliefert.

Zum Buch:
Eisige Schwestern“ von S.K. Tremayne ist im Mai 2015 unter der ISBN-Nr. 978-3-426-51635-5 im Droemer Knaur Verlag erschienen. Der Psychothriller umfasst 400 Seiten und ist auch als Ebook erhältlich.

Autor:
S.K. Tremayne ist ein englischer Bestsellerautor und preisgekrönter Reisejournalist, der regelmäßig für internationale Zeitungen und Magazine schreibt. Er wurde in Devon geboren und lebt heute mit seinen beiden Töchtern in London.

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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